Dienstag, 29. Mai 2007

Zum Fall des östlichen Kaiserreiches

Ein Beitrag auf Konjunktiv2.de weist darauf hin, dass sich heute der Fall Konstantinopels zum 554. Mal jährt.

Letzter Kaiser des byzantinischen Reiches war Konstantin XI. (XII.) Dragases. Er war der erste Kaiser Byzanz' seit rund 1000 Jahren, der nicht in der Hauptstadt gekrönt wurde. In größter Not wandte er sich an den Westen um Hilfe und verkündete die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit der Griechen und Lateiner (die freilich nicht von großer Dauer war).

Nur 500 Genuesen, angeführt von Giovanni Longo Giustiniani (ital.), erreichten die Stadt rechtzeitig, zehn von Papst Nikolaus V. entsandte Schiffe erreichten ihr Ziel zu spät.

So sah sich der Kaiser einem aussichtslos stärkeren Feind gegenüber, der zudem mit Schwarzpulver-Kanonen ausgerüstet war. Zahlreiche Legenden (zur Verwendung des Wortes Legende vergleiche den Beitrag über den hl. Georg) ranken sich um die Schlacht. Der Kaiser soll sich all seiner Insignien entledigt haben und selbst das Schwert ergriffen haben. Es wird berichtet, dass er an den Toren der Stadt kämpfte, doch sein Leichnam wurde nie gefunden.

Von den orthodoxen Gläubigen wurde Konstantin XI. schon bald als Heiliger verehrt. Allerdings wurde seine Verehrung niemals offiziell bestätigt, da das unter osmanischer Herrschaft einen großen Affront dargestellt hätte. Die Ikone des Kaisers ist jedoch sichtbares Zeichen einer tiefen Verankerung seiner Verehrung im orthodoxen Volk.

Update: Auf dem Blog von Lycidas findet sich ein interessanter Kommentar zum Fall Konstantinopels und seiner Bedeutung für die heutige Zeit.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bemerkenswert und bewegend sind auch die Berichte westlicher Gesandter (z.B. der päpstlichen angesichts der geplanten Kirchenunion) aus Konstantinopel aus den Jahren und Monaten vor der Einnahme - namentlich was den beklagenswerten, verfallenen Zustand der ehemals ruhmreichen Stadt angeht...

Darüber, daß in Deutschland Moscheens nach Mehmet dem Eroberer (Mehmat Fatih) benannt werden, hat sich frei_sein auf k2 schon mehrmals und zu Recht aufgeregt.

Lycidas hat gesagt…

Der Fall Konstantinopels ist wahrlich ein tragisches Ereignis in der europäischen Geschichte. Das östliche Reich hatte viel von der spätantiken Zivilisation bewahrt; den moralischen Verfall dichtete man ihm nur vom neidischen Westen her an.
Glück im Unglück: Nach der Eroberung zogen viele Griechen (bzw. Römer, wie sie sich damals und bis ins 19. Jhdt. hinein sahen) nach Westeuropa und leisteten einen bedeutenden Beitrag zur Renaissance.
Wirklich vernichtet wurde die Perle am Bosporus aber erst mit Atatürk: Die Türkei vertrieb alle Griechen aus der Stadt, die unter den in dieser Hinsicht weiseren osmanischen Herrschern weiter hatten leben können und z.T. bedeutende Funktionen innegehabt hatten.
So sind sie eben, die Republiken...

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