Dienstag, 24. Juli 2007

Die Theologie der Krönung

Ein Bekannter stellte mir einen Essay des US-amerikanischen Monarchisten und Traditionalisten Charles A. Coulombe zur Verfügung. Dieser Essay gibt eine gut verständliche Übersicht über das Verständnis der Königskrönung in der katholischen Theologie und ihre Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Interessant sind auch seine zahlreichen Einzelbeispiele, die ich hier in absehbarer Zeit aufgreifen möchte.

Coulombe leitet seinen Essay mit einem Zitat des irischen Erzbischofs von Tuam John Healy ein, das ich hier in eigener Übersetzung wiedergebe:

Das Wesen der Könige ist heilig, ihre Personen sind unverletzbar; sie sind die Gesalbten des Herrn, wenn nicht mit heiligen Öl, so doch zumindest durch die Tugend/den Vorzug/die Heilkraft (auf engl: virtue) ihres Amtes. Ihre Macht ist umfassend – gegründet auf dem Willen Gottes und nicht auf dem „verrutschenden Sand“ (schwer übersetzbare Redensart „shifting sand“) des Volkeswillen. Von ihnen wird in geziemender Ehrerbietung gesprochen, anstatt nach der öffentlichen Meinung eine Schießscheibe für Lästermäuler zu sein. Es wird ein Sakrileg, ihre Person zu verletzen, und jede Beleidigung, die ihnen in Wort und Tat zugefügt wird, wird eine Beleidigung von Gott selbst. Es ist dieses Verständnis von Königlicher Herrschaft, welches allein in einer Zeit des Hohns und der Willkür den Geist alter Loyalität lebendig erhalten kann, diesen aus dem Glauben hervorgegangenen Geist, der in sich Gehorsam, Verehrung und Liebe zur Majestät der Könige verbindet, welcher dereinst ein Band von sozialer Einheit war, ein Ansporn zu hehrem Großmut und ein Salz, die Herzen von ihren rohen Tendenzen zu reinigen und sie damit vor allem zu bewahren, was niederträchtig, selbstsüchtig und verachtenswert ist.
Als wichtige Ergänzung zum Verständnis der traditionellen katholischen Staatslehre erscheint mir vor allem der Gedanke der "Analogie Entis" zu sein. Diese "Seinsanalogie" besagt, dass die himmlische Ordnung in der weltlichen Ordnung ihren Widerhall findet, gleichzeitig aber auch von ihr unterschieden ist.

Das heißt also, dass der Monarch Macht hat analog zur göttlichen Macht, aber gleichzeitig ein Sünder und fehlbarer Mensch ist. Diese Spannung ist das Paradigma, unter der mittelalterliche Monarchie steht. Daher bezeichnet Fritz Kern sein Grundlagenwerk über frühmittelalterliche Monarchie mit dem Titel "Gottesgnadentum und Widerstandsrecht." Das Recht, den König zu verjagen, welches in der Absetzung von König Wenzel im 14. Jahrhundert seinen stärksten Widerhall findet, gehört wesentlich zum mittelalterlichen Denken von Herrschaft. Der König ist eben nicht der absolute Machthaber, sondern er ist Diener der [göttlichen] Macht.

Zum Bild: Entnommen aus Wikipedia, zeigt den polnischen König Jan Kazimierz aus Polen, wie er vor dem Altar der Gottesmutter in der Kathedrale in Lemberg kniet und Gott die Treue schwört.

Montag, 2. Juli 2007

Der letzte Psalm



In der Höhle 11 der Qumran-Höhlen fand man den 151. Psalm, in dem David seine Berufung und Salbung schildert.

1 Der Kleinste war ich unter meinen Brüdern
und der Jüngste unter den Söhnen meines Vaters,
und der setzte mich ein zum Hirten seiner Schafe
und zum Herrscher über seine Zicklein.

2 Meine Hände machten eine Langflöte
und meine Finger eine Tragleier,
und so gab ich JHWH die Ehre,
ich hatte (nämlich) in meinem Innersten gesagt:

3 „Die Berge legen kein Zeugnis ab für IHN,
und die Hügel verkünden nicht,
so sollen die Bäume meine Worte bewundern
und die Schafe meine Werke.

4 Ja, wer soll verkünden und wer soll reden,
wer soll erzählen die Werke des Herrn?"
Der Gott des Alls - er sah es,
der Gott des Alls - er hörte es und lauschte.

5 Da sandte er seinen Propheten, mich zu salben,
den Samuel, mich groß zu machen.
Meine Brüder gingen ihm entgegen,
schön an Gestalt und schön von Aussehen.

6 Groß waren sie in ihrem Wuchs,
schön waren sie mit ihrem Haupthaar -
doch nicht erwählte JHWH,
der Gott nicht sie.

7 Er sandte und holte mich hinter den Schafen weg,
und er salbte mich mit heiligem Öl,
und er setzte mich ein zum Fürsten seines Volkes
und zum Herrscher über die Söhne seines Bundes.



Den Kleinsten setzte er ein. Oder wie Paulus sagen würde: "Dann will ich meiner Schwachheit rühmen, damit Gottes Gnade durch sie umso mehr zur Geltung kommt."

Der Text ist entnommen von Die Psalmen - Gebete auf dem Weg - Prof. Franz Sedlmeier.

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