Sonntag, 22. April 2007

Anstelle einer Einleitung

Der Herr der Ringe, für mich das literarische Werk des 20. Jahrhunderts schlechthin, thematisiert das Königtum. John R. R. Tolkien hatte als englischer Untertan natürlich das Recht, seinem Phantasy-Epos eine monarchistische Staatsform zugrunde zu legen.

Aragorn ist der rechtmäßige Thronfolger des westlichen Königreiches, stammt aber aus einer Seitenlinie und lebte daher lange Jahre im Verborgenen. Er ist nun an den Thronsitz zurückgekehrt und begegnet dem Truchseß (in der neuen Übersetzung von Krege wird hier von "Statthalter" gesprochen, doch eigentlich ist der Truchseß ein Thronverwalter), der jedoch in der Schlacht schwer verwundet wurde und nun im Sterben liegt. Ganz im Sinne mittelalterlicher Königsheilvorstellungen gibt sich der König durch seine Heilkraft zu erkennen. Er besucht das Lazarett der Stadt, die "Häuser der Heilung", um nach den Kranken zu sehen. Als erstes sucht er den Truchseß Faramir auf und heilt ihn:

Plötzlich regte sich Faramir, und er öffnete die Augen und schaute Aragorn an, der sich über ihn beugte; und Erkennen und Liebe leuchteten in seinen Augen auf, und er sprach leise. "Mein Herr, ihr riefet mich. Ich komme. Was befiehlt der König?"
"Wandelt nicht mehr in den Schatten, sondern erwacht!" sagte Aragorn. "Ihr seid erschöpft. Ruht eine Weile und nehmt ein wenig Nahrung zu Euch, und seid bereit, wenn ich zurückkomme."
"Das werde ich, Herr", sagte Faramir. "Denn wer wollte müßig im Bett liegen, wenn der König zurückgekehrt ist."
Ich weiß nicht, ob ein König zurückkehrt, bevor die Welt zerbricht. Doch ich werde bereitstehn, ihm zu dienen, wenn er zurückkehrt.

1 Kommentar:

Nikodemus hat gesagt…

Die Welt wird nicht zerbrechen bevor ihr König zurückkehrt, und wer er zurückkehrt, wird sie nicht zerbrochen, sondern verwandelt und vollendet. Aber weil wir wissen, dass er schon auf dem Weg ist gilt auch uns "Wandelt nicht mehr in den Schatten, sondern erwacht!"
Ich finde es sehr schön, dass du hier religiöse Bezüge aus der Gegenwartsliteratur aufzeigst. Unsere ganze Kultur ist nach wie vor voll davon, bloß ist vieles irgendwie offen, ziellos - Fragen ohne Antworten. Daher ist es wichtig zu zeigen, dass in Jesus Christus die Antwort auf diese Fragen schon gegeben ist und sie - die Fragen - auf ihn hinführen, ohne es zu wissen.
Ein irdischer König wird das zerbrechen der Welt, wenn sie denn zerbrechen würde, was sie aber im Kleinen und auch im Größeren (aber nie im Ganzen) auch tut, nicht aufhalten können. Aber er könnte helfen, dem den Weg zu bereiten, der das Zerbrechen der Welt abgewendet hat und auf immer abwendet. Und er könnte - wenn er sich seinem göttlichen Auftrag verbunden weiß - auch auf Erden schon zerbrochenes heilen, im Auftrag Gottes.

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