Dienstag, 5. Juni 2007

Ein Prinz aus dem Hause David


Verschiedentlich wurden mir schon die Werke des äthiopischen Prinzen Asfa-Wossen Asserate empfohlen. In der Tagespost fand sich eine Rezension (von Stephan Baier) seines jüngsten Buches Ein Prinz aus dem Hause David. Und warum er in Deutschland blieb.

Daraus entnommen:

Überaus bemerkenswert ist, dass der Sohn eines äthiopischen Vizekönigs die deutsche 68-er Bewegung genau studierte, anekdotenreich schildern kann und sie dann wegen ihres „moralischen Rigorismus“, dem die unabdingbaren „Zwischentöne“ fehlen, kritisiert: „Von allen Zwängen wollte man sich befreien, und demonstrierte doch bloß zwanghaft jedem bei jeder Gelegenheit seine Zwanglosigkeit. Und während die Achtundsechziger im langen Marsch durch die Institutionen nach und nach, mehr oder weniger diskret, sich ihrer Ideale entledigten, behielten sie ihre schlechten Manieren bei.“

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe das Buch vor ein paar Tagen beendet und kann es uneingeschränkt empfehlen - gut, daß ich Asserate-Fan bin, habe ich ja auf k2 oft genug rüberwachsen lassen.

Hier interessiert vielleicht, was er in dem Buch zur Zukunft der Monarchie in seinem Herkunftsland zu sagen hat:

Das größte Übel für jedes Land ist der Bürgerkrieg, und wir Äthiopier müssen alles Menschenmögliche tun, um ein Horrorszenario zu vermeiden, wie wir es unlängst in Somalia, Ruanda, Sierra Leone und Liberia erlebt haben. Wir müssen aufeinander zugehen und einen »Wettstreit der Ideen« ohne ethnozentrische Ideologien in Gang setzen. Nun wird es aber auch darum gehen, nicht immer weiter das alte Lied von der Unterdrückung der Ethnien im Kaiserreich zu singen, sondern aus alten Fehlern zu lernen und einer neuen Generation von Äthiopiern begreiflich zu machen, welche Kraft und welche wirtschaftlichen Möglichkeiten in einem vereinten Äthiopien liegen. Ich wünschte mir, daß Amharen und Oromo, `I'igriner und Sidama, Christen und Muslime in meiner Heimat verstehen, daß wir alle Kinder unserer gemeinsamen Mutter Äthiopien sind - so wie Bayern und Hamburger, Rheinländer und Sachsen keine Schwierigkeiten haben, trotz ihrer nicht immer durch ein friedliches Miteinander bestimmten Vergangenheit, sich als Deutsche zu begreifen, ohne daß sie deshalb etwas von ihrer Eigenart aufgeben müßten. Die Krone erwies sich in Äthiopien lange Zeit als ein kraftvolles Symbol der Einheit des Landes, in Großbritannien, Spanien, Belgien und vielen anderen europäischen demokratischen Staaten ist sie ein solches bis zum heutigen Tag. Wenn in Äthiopien die Krone aus dem Hause David gegenwärtig nicht mehr das Symbol dieser großen Einheit sein kann, muß man nach einem anderen Symbol suchen, das imstande wäre, die Unterschiede der Sprachen, Religionen und Kulturen in sich harmonisch aufzuheben.


S. 369 f.

Ludwig Windthorst hat gesagt…

Danke für dieses Zitat, dass die Relevanz dieses Buches für diesen Blog noch besser unterstreicht.

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