Freitag, 21. September 2007

Reinhold Schneider: Macht und Gnade


Reinhold Schneider war ein katholischer Autor in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Obwohl den Nationalsozialisten gegenüber feindlich gesinnt, verblieb er doch in Deutschland. Er veröffentlichte eine Reihe von Schriften, die eine versteckte Kritik am Regime beinhalteten. Besonders hervorzuheben ist unter ihnen "Las Casas vor Karl V. – Szenen aus der Konquistadorenzeit*." In ihnen schildert Schneider die Auseinandersetzung in Spanien im 16. Jahrhundert um die Behandlung der Indianer. An der Frage, ob die Eingeborenen die Taufe empfangen können, entzündet sich letzten Endes die Frage der unveräußerlichen Menschenwürde, was als Kritik an den Zuständen in Deutschland anzusehen ist.

Ein anderes Werk aus dem Jahre 1941 fiel mir in meinem Urlaub in die Hände. In dem Essayband "Macht und Gnade" finden sich eine Reihe lesenswerter Aufsätze über Schneiders Geschichtsverständnis, über den Zusammenhang von Gesellschaft und Staat. Letztlich führt dieses Werk zu einem Druckverbot.

In dem Aufsatz "Drama und Königtum" legt Schneider anhand der Geschichte der literarischen Gattung des Dramas dar, warum es in Deutschland niemals die großen Dramendichter wie in England oder Spanien gab. Man fing hierzulande erst zur Zeit der Wirren am Ende des 18. Jahrhunderts an, Dramen zu dichten. Jedoch lebe, so Schneider, das Drama aus einer zu der Zeit nicht mehr vorhandenen Dynamik. Die typischen Königsdramen - man denke hierbei an Shakespeare - schildern die Bedrohung der ewigen Ordnung, also der Monarchie, durch eine Störung im Heilsgefüge. Jedes Drama müsse aber in einer Wiederherstellung dieser Ordnung enden. Der König mag ein Sünder sein, doch die Monarchie bleibt unangetastet. Das war sie aber am Ausgang der 18. Jahrhunderts nicht mehr. Die Guillotine hatte ihren Tribut gefordert, und es war nicht so sehr das Blut des Königshauses, welches die Welt aus den Bahnen brachte. Königliches Blut war schon vorher vergossen worden. Nein, es war die Umkehrung der Verhältnisse. Unter dem Schlagwort "Gleichheit" forderte die Revolution die Königlichkeit für alle.

Heute, 200 Jahre später, wissen wir, dass es nicht so kam. Die Revolution machte aus Bürgern keine Könige, ganz im Gegenteil machte sie aus Königen Bürger. Wer Gleichheit verkündet, sucht Kleinheit.

*Achtung Wikipedia-Link, Inhalt kann sich ändern und ist nicht immer zuverlässig

1 Kommentar:

Nikodemus hat gesagt…

Kuehnelt-Leddihn führt in diesem Zusammenhang häufig die Problematik des Neides an. Der Gleichheits-Wahn entstammt nach ihm jedenfalls zum großen Teil - was er immer wieder anführt - der Neiderfülltheit der Menschen. Auch wenn er das wohl etwas überbetont - da ist mehr als etwas Wahrheit dran.

Reinhold Schneider gehört tatsächlich zu den zu unrecht vergessenen. Es sei denn, man hat einen Professor, der ein ausgemachter Fan von ihm ist... Aber es ist gut, ihn sich mal wieder ins Gedächntis zu rufen. Er ist eine sehr positive Identifikationsfigur.

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